#27: Weisser Abschaum in der Stadt

Was zieh ich an? Was koch ich dem Mann? So etwa der Stand der Feminimus-Debatte 2011 in Deutschland, jedenfalls nach 15 Minuten Zapping durch aktuelle TV Formate, wahlweise auch, was zieh ich aus. Das ist arm, zweifelsohne, wenn auch auch nicht so arm wie die Protagonistin in Debra Graniks Langefilmdebut, DOWN TO THE BONE.

Materielle Armut, ein Kind, ein Witz von einem Mann, ein Job an der Supermarktkasse und ein solides Kokainproblem. Da hat man schnell die Nase voll, Wortspiel beabsichtigt. Bernd, Ben und Kay aka die Flimmerfreunde auf ihrem Ausflug in die Städte und Vorstädte, in denen die Nachgeborenen des Lumpenproletariats hausen und im angeregten Gespräch über diejenigen, die versuchen ihnen zu entfliehen. Wo bleibt denn da die gute Laune? Eben, auf der Strecke. Und die ist verdammt lang, alle Interkontinentalflieger da draußen wissen wovon wir reden: White Trash global, Australien, ANIMAL KINGDOM, England, FISH TANK und natürlich die USA, THE TOWN. Flight 27, Flimmerfreunde to Deine Mutter, now boarding. Ein Gruss an die Familie.

Filme:
DOWN TO THE BONE
FISH TANK
ANIMAL KINGDOM
THE TOWN

#26: Weisser Abschaum auf dem Land

Neulich Nacht das Telefon. Ring! Eine Frauenstimme: „Du beschissenes Arschloch hast mein Leben ruiniert!“ Ein gutes Gefühl, wenn man jemanden hat, der verantwortlich ist, der einfach da ist und stillhält, wenn man ihm ins Gesicht spuckt, die FDP und Guido Westerwelle, die Beatles, minus John Lennon und Yoko Ono, Stan und Olli. Der Heldin in Debra Grankis zweitem Langfilm WINTER’S BONE ist das leider nicht vergönnt, schlimmer noch, die Abwesenheit einer solchen Person, ihr Vater, droht die gesamte Familie ihrer Existenz zu berauben.

Also begibt sie sich auf die Suche durch das Südafghanistan des Mittleren Westens. In fast direkter Nachbarschaft sorgt Timothy Olyphant als strafversetzter US Marshall Raylan Givens für meistens Recht, mindestens Ordnung. JUSTIFIED trifft den Ton der Elmore Leonard Vorlage und wer Leonard mag, wird JUSTIFIED mögen und wer Leonard nicht mag, dem ist kaum zu helfen. Die Flimmerfreunde, Bernd, Ben und Kay, über eine Welt, in der Inzest und Schusswaffen noch Kulturgüter und die Drogen billig sind und das Leben trotzdem keine gute Party. Nächste Woche dann, urbaner Abschaum und darauf ein kurzer Epilog mit WHITE LIGHTNIN und Thilo „der soziologische Zweilochmessias mit dem Pornobalken“ Sarrazin.

Filme:
WINTER’S BONE
JUSTIFIED

#25: Double Feature

Worst Case Szenario an der Kreissäge und was am Ende übrig bleibt, 0 von 10. So oder so ähnlich ist es TRUE GRIT bei den diesjährigen Oscars ergangen. Bernd und Kay erklären warum der Film trotzdem seinen Eintritt wert ist und bei den allgemein überbewerteten Oscars radikal unterbewertet wurde.

Wert übrigens, ja nicht selten gekoppelt an die Zeit und deshalb hier und für immer, wertvoller denn je, Budd Boetticher: Ein Märchen von einem Western Regisseur, wohl auch deshalb genau sieben filme im sogenannten Ranown Cycle. Was das ist und warum man den John Ford mit Portokassenbudgets unbedingt entdecken sollte, erklären die Flimmerfreunde eindringlich am Beispiel von 7 MEN FROM NOW und THE TALL T. Das alles im zweiten Teil des längst überfälligen Double Features. Teil 1 aus dem Foyer des Cinestar in Othmarschen, der grosse, völlig subjektive Berlinale Rückblick, mittlerweile, zwei Monate später, ein wenig so, als wenn Opa vom Krieg erzählt. Aber hab ich nicht eingehend über den Zusammenhang von Zeit und Wert gesprochen? Eben, die Demoskopen haben es immer gesagt, nichts ist vobei, bevor es vorbei ist. Oder auch für jeden Carsten Maschmeyer mindestens ein Carsten Friedrichs. Wir kümmern uns dann mal.

Filme:
BERLINALE 2011
TRUE GRIT (True Grit)
7 MEN FROM NOW (Der Siebente ist dran)
THE TALL T (Um Kopf und Kragen)

#24: The Walking Dead

Deutschland, Deine Indiediscos: 90’er Bandshirt über Plauze, darüber das Sacko von H&M, THE WALKING DEAD sind unter uns und werden spätestens bei New Orders „Blue Monday“ zu THE DANCING DEAD. Weibliche Erstsemester, die lange genug bleiben, dürfen beobachten, wie diese knuffigen Endzeit-Teddies sich abmühen, den Weg ins frischbezogene WG-Zimmer zu finden, Stichwort Resteficken.

Survival-Tipps für diese und andere prekäre Situationen gibt es diese Woche von den Flimmerfreunden. Bernd, Ben und Kay sprechen außerdem noch über eine vielversprechende neue HBO Serie von Frank Darabont, vielen bekannt als Regisseur von THE SHAWSHANK REDEMPTION. Comicverfilmung und der Serien-Hype des Jahres 2010, aber ist Darabont bereit zu liefern? Die Flimmerfreunde sagen:“ …auch, aber…“ und wissen, dass es nicht reicht, den menschlichen Aspekt der Untoten herauszuarbeiten und ausreichend Gliedmaßen in der Kadrage zu verteilen. Zombie-Apokalypse in der Margarethenstrasse, bleibt die Frage, zu mir oder zu Dir?

#23: The Wire

Wer bei THE WIRE vorallendingen an Kanye West beim Kieferchirugen denkt, dem dürften die wohlmeinenden Besprechungen in sämtlichen deutschsprachigen Feuilletons entgangen sein oder sie/er wartet immer noch auf den Telekom Techniker für den Internetanschluß. THE WIRE ist ein Phänomen, ein Erdbeben mit Epizentrum Baltimore, dessen Ausläufer mediale Seismographen weltweit haben ausschlagen lassen, lange bevor Bilder des eigentlichen Bebens in den heimischen Wohnzimmern angelangt waren.

Für manche die schlichtweg beste Serie aller Zeiten, für alle herausragende Unterhaltung. Um es in den Worten von Ex- Bundespräsident Hotte Köhler und Sido zu sagen, „Du kannst zwar die Flimmerfreunde aus dem Ohrensessel nehmen, aber Du kannst den Ohrensessel nicht aus den Flimmerfreunden nehmen.“ Von der Ecke, Bernd, Ben und Kay über David Simons endlich regulär im deutschen Sprachraum erhältliche Großtat. So Strasse, so Establishment, so Flimmerfreunde.